( Mitglied des Deutschen Tierschutzbundes e.V. )
> Sie sind hier:  Tiere > Igel

  Igel

Pflege

  Erste Hilfsmaßnahmen
  Pflege - allgemein
  Unterbringung
  Ernährung
  Überwinterung
  Auswilderung

Erste Hilfsmaßnahmen

  • Ist es Sommer und ein größeres Tier,
    ist sofort nachzusehen, ob es sich um ein Weibchen oder Männchen handelt. Ein Männchen hat dort, wo man den Nabel vermuten würde, sein Geschlechtsteil. Beim Weibchen liegt die Scheide etwa einen cm von der Afteröffnung entfernt. Handelt es sich um ein Weibchen, könnte es ein Muttertier sein, und man sollte die nähere Umgebung der Fundstelle nach einem Igelnest absuchen.
     
  • Sehr kranke Tiere sind oft unterkühlt.
    Das läßt sich leicht feststellen, wenn man das Tier auf die Hand nimmt und sich der Bauch kälter anfühlt als die eigene Handfläche. Trifft dies zu, wickelt man das Tier in ein Tuch und legt es auf eine Wärmeflasche, gefüllt mit handwarmem Wasser, das immer wieder ausgewechselt werden muß. Die Aufwärmphase kann bei stark unterkühlten Tieren gut 2 Stunden dauern.
     
  • Die erste Unterkunft
    sollte aus einem größeren Karton mit ca. 40 cm hohen Seitenwänden, ausgelegt mit mehreren Lagen Zeitungspapier und einem Nest (evtl. Schukarton mit 12*12 cm großem Schlupfloch, ausgefüllt mit zerrissenem Zeitungs-, Haushalts- oder Toilettenpapier) bestehen. Das erste Futter kann ein gebratenes Rührei, Hunde- oder Katzenfeuchtfutter jeweils vermengt mit 1 Eßl. Haferflocken sein. Dies und ein Schälchen mit Wasser stellt man in den Auslauf. Der Unterbringungsraum muß Zimmertemperatur und Lichteinfall haben, sowie belüftbar sein.
     
  • Der nächste Schritt
    ist der Anruf beim Tierarzt. Bei Verletzungen jeglicher Art ist Eile geboten. Wildlebende Tiere sind praktisch ausnahmslos von verschiedenen Außenparasiten (Flöhe, Zecken oder Milben) befallen. Davon sollten sie gleich anfangs befreit werden. Wird ein Tier tagsüber in schwachem Zustand ohne sichtbare Verletzungen gefunden, kann man davon ausgehen, daß es sich um ein schwer erkranktes Tier handelt, das sofort ärztlicher Hilfe bedarf.

Die Erstversorgung von Igelsäuglingen bedarf besonderer Vorgehensweise.

Igelinfo


Pflege - allgemein

Um einen genauen Überblick über die Entwicklung des Igels in unserer Obhut zu erhalten, sollte ein sog. Pflegebericht angelegt werden. Es gibt immer wieder Situationen (Weitergabe des Tieres, Erkrankungen), wo ein solcher Bericht dringend gebraucht wird. In den Pflegebericht gehören: der Fundort, Zeitpunkt des Fundes, der Zustand des Tieres am Fundtag, Gewichtsentwicklung (anfangs täglich, später 1 Mal pro Woche) sowie alle verabreichten Medikamente mit Datumsangaben.

Zur Pflege gehört natürlich auch, auf den Gesundheitszustand des Tieres zu achten. Findet man es krank, verletzt oder/und abgemagert, ist es keine Frage: Es wird einem Tierarzt vorgestellt! Gerade aber bei Tieren, die im Herbst gefunden werden, kann man oft auf den ersten Blick keine Erkrankung feststellen. Sie fressen sofort und sind sehr lebhaft. Man denkt, es wären Tiere, die sehr spät geboren wurden und deshalb noch sehr klein und leicht sind und sich bei richtiger Ernährung gut entwickeln würden. Nach enigen Tagen aber verweigern sie das Futter, werden matt und es zeigen sich vielleicht verschiedene Krankheitssymtome (z. B. Husten, Durchfall).
Praktisch alle im Spätherbst gefundenen Jungtiere sind von Innenparasiten befallen (Lungen- und Darmparasiten).
Viele Tiere kommen damit nicht zurecht - nehmen nicht mehr zu oder magern sogar ab. Deshalb ist der Gang zum Tierarzt in den ersten Tagen sehr wichtig.

Vom Gesundheitszustand des Tieres hängt es ab, wie die tierärztliche Behandlung erfolgt. Wird ein Tier vorgestellt, das sterbenskrank oder so schwer verletzt ist, dass eine voraussichtliche Wiederherstellung ungünstig oder nicht möglich ist, muß es eingeschläfert werden. Jeder Versuch, dieses Tier heilen zu wollen, wäre Tierquälerei.

Der Igel ist ein Wildtier und muß nach der vorübergehenden Pflege in der Natur selbständig überlebensfähig sein!

Siehe auch  Krankheiten und Verletzungen

Igelinfo


Unterbringung

Igel sind Einzelgänger. Werden mehrere Igel aufgenommen, ist für jedes Tier ein Auslauf vorzusehen. Jungtiere aus einem Wurf kann man etwa bis zur vierten Woche zusammen lassen. Ältere Tiere stehen bei Gruppenhaltung ständig unter Stress. Diese Haltungsart ist bei Igeln nicht artgerecht! Hinzu kommt noch, daß Igel bei guter Entwicklung nach einem halben Jahr schon fortpflanzungsfähig sind.

Solange ein Igel noch abgemagert, kränklich bzw. nicht entwurmt ist, braucht er einen warmen Standort.

Es eignen sich nicht benutzte beheizbare Räume mit Lichteinfall und zu öffnenden Fenstern. Erst wenn ein Igel vollkommem gesund ist und gut zunimmt, kann man ihn bei Außentemperaturen halten. Selbst die Temperaturunterschiede im Sommer zwischen Tag und Nacht werden von geschwächten Tieren meist nicht verkraftet.

Ein Igel, der im Frühjahr/Sommer gefunden wird und eine Überlebenchance hat, wird meist nur 2 bis 4 Wochen bei uns sein; außer es handelt sich um eine schwere aber heilbare Verletzung. Diese Igel brauchen in der Regel nur einen Auslauf von 1 bis 2 qm, je nach Aktivität und Größe des Tieres. Meist sind ältere Tiere gelassener und werden erst unruhig, wenn sie sich vollkommen gesund fühlen. In diesem Fall sollten sie auch sofort wieder in die Natur.

Jungigel, gefunden August/September, werden in der Regel nur bis Oktober bei uns sein. Diesen sollten wir aber schon einen großen Auslauf von mind. 2 qm bereitstellen, da sie ihre Muskeln trainieren müssen.

Igel, die voraussichtlich den ganzen Winter in menschlicher Obhut verbleiben, ist auf jeden Fall ein angemessener Auslauf zur Verfügung zu stellen, d. h. mindestens 2 qm.

Über die Größe der Ausläufe wurde jetzt gesprochen, nun aber zur Errichtung: Da sind Ideen gefragt! Erfahrungsgemäß eignen sind große, starke Kartons, die miteinander verbunden werden. Es geht aber auch, daß man einen nichtgenutzten Raum abteilt, um die Igelunterkunft zu errichten. Der Boden sollte so geschützt werden, daß keine Feuchtigkeit durchdringen kann. Als oberste Schicht legt man Zeitungspapier, das den Urin gut aufsaugt. Die verschmutzten Zeitungen müssen täglich ausgetauscht werden.

Als Nest eignet sich, wie schon in "Erste Hilfsmaßnahmen" erwähnt, ein fester Schuh- oder anderer Karton mit den ungefähren Außenmaßen 20*30*15 cm. Vorn oder seitlich wird eine Öffnung von ca. 12*12 cm ausgeschnitten. Den Boden legt man mit einigen Lagen Zeitungspapier aus. Nun füllt man das Nest mit zerrissenem Zeitungs-, Toiletten-, Haushaltspapier oder Heu ganz aus. In der ersten Zeit wird auch das Nest häufig verschmutzt sein und muß gereinigt werden.

Die Erfahrung hat gezeigt, daß ein zweites Nest gern angenommen wird. So kann man auch ohne den Igel zu stören, die Nester verhältnismäßig leicht sauber halten. Außerdem ist zu empfehlen, immer etwas zerknülltes Papier zusätzlich in den Auslauf zu werfen, weil besonders jüngere Igel sich gern damit beschäftigen. Wenn der Igel im Haus überwintert, ist es ohnehin sinnvoll, zur Beschäftigung öfter neue Dinge in den Auslauf zu legen. Das können abgesägte Äste sein, ein paar Lappen, Papier, Heu oder Bätter.

Igelinfo


Ernährung

Als Insektenfresser braucht der Igel eine sehr eiweißhaltige Nahrung. Auch sollte sie niemals einseitig sein, damit die verschiedensten Vitamine und Mineralstoffe zum Einsatz kommen können ( Speiseplan).

Schädlich für den Igel sind Milch, gewürzte Speisen, Süßigkeiten und Speisereste.

Ein bis zwei gehäufte Eßl. Futter und frisches Wasser werden jeden Abend in den Auslauf gestellt. Das Futter sollte mind. Zimmertemperatur haben, da direkt aus dem Kühlschrank entnommenes Futter zu kalt ist und zu Magen- und Darmproblemen führen kann.

Bei neu aufgenommenen und kranken Igeln müssen noch zusätzliche Vitamingaben dem Futter zugegeben werden, weil oft vorausgegangene Mangelernährung ausgeglichen werden muß. Handelt es sich um sehr schwache, abgemagerte Igel, hat sich eine zweimalige Fütterung täglich gut bewährt.

Ein richtig gefütteter und gesunder Igel nimmt in der Woche 50 bis 70 g zu (anfangs kann es auch mehr sein; besonders dann, wenn er sehr ausgetrocknet und abgemagert war). Ab einem Gewicht von 800 g darf ein Jungigel nur noch wenig, ab einem Gewicht von 1000 g nicht mehr zunehmen. Die Futtermenge ist notfalls zu kürzen. Erwachsene Tiere haben mit 1200 bis 1500 g ihr Höchstgewicht erreicht.

Igelinfo


Überwinterung

Werden Igel im Spätherbst aufgenommen,so ist es nur in den seltensten Fällen noch möglich, daß sie vor dem Winter wieder in die Natur zurückkehren können. Meist ist dann das Wetter zu kalt und naß und die Tiere haben keine Möglichkeit mehr, sich ein Winterschlafnest herzurichten.

Bleibt der Igel in unserer Obhut, sollten wir versuchen, ihm den Winterschlaf zu ermöglichen, denn er gehört zum natürlichen Jahresrhytmus.

Hat ein stark untergewichtiger Herbstigel sein Winterschlafgewicht von 700 bis 800 Gramm erreicht und ist vollkommen gesund, kann er kalt untergebracht werden. Dazu ist eine Räumlichkeit mit annähernder Außentemperatur nötig (z. B. Gartenhaus, Balkon). Die Winterunterkunft, die der Igel bis zum Aussetzen normalerweise nicht mehr verlassen muß, hat dann mindestens die gleiche Größe wie der Auslauf im Haus.

Dazu muß sein leichtes Nest isoliert werden. Am besten stellt man sein Nest in einen zweiten größeren Karton mit Schlupfloch und isoliert die entstandenen Zwischenräume mit zerknülltem Zeitungspapier oder anderem wärmedämmendem Material. Auch sein Innennest sollte bis zum Rand dicht gefüllt sein. Am besten legt man immer etwas zerrissenes Papier oder Heu in den Auslauf, damit er seine Nestbaukünste zeigen kann.

Die Fütterung erfolgt normalerweise weiter wie zuvor. Manche Igel werden sich sofort oder nach einigen Tagen, wenn die Witterung entsprechend kühl ist, zurückziehen. Andere brauchen 3 - 4 Wochen, ehe sie zum Winterschlaf kommen. Wenn sich der Winterschlaf trotz guter äußerer Bedingungen gar nicht einstellen will und das Tier schon das Gewicht von 800 g überschreitet, kann man es getrost mit Futterkürzung oder Futtereinstellung (nur etwas Trockenfutter und Wasser) versuchen.

Zu bedenken ist:
- je wärmer die Umgebungstemperatur und/oder je später die Tiere kalt gestellt werden (Jan/Feb), um so schwieriger gestaltet sich das Einschlafen.
Oft schlafen diese Tiere im 3-Tage-Rhytmus, erst zum Frühjahr hin oder überhaupt nicht.

Dann gibt es aber auch vollkommen gesunde Igel, die schon in warmer Umgebung nächteweise nicht herauskommen oder ab und zu das Futter verweigern, obwohl sie erst ca. 600 Gramm wiegen. Auch für diese Tiere ist es ebenfalls besser, im Kalten untergebracht zu werden. Wenn Igel in warmer Umgebung Winterruhe halten, verlieren sie wesentlich mehr an Gewicht, als in kalter Umgebung. Das Gewicht von 600 g reicht auch schon aus, um den Winterschlaf zu überstehen!

Während der Winterruhe sollte im Auslauf immer Wasser und etwas Trockenfutter bereitstehen. Igel schlafen nicht bis zum Frühjahr durch! Bei starken Temperaturschwankungen wachen sie zwischendurch auf und schlafen vielleicht am nächsten Tag wieder ein. Manchmal bleiben sie aber einige Tage wach und haben Appetit. Es ist ratsam, ziemlich leichten Tieren (ca. 600-700 g) während der Wachphasen wieder normales Futter anzubieten, damit sie nicht so stark abmagern.

Igelinfo


Auswilderung

Grundsätzlich gilt:

Als Wildtier muß der Igel, sobald er sich selbst erhalten kann, zurück in die Natur.

Jedes aufgenommene Tier hat seine eigene Vorgeschichte und ein anderes Alter. Wie in folgenden Abschnitten beschrieben, ist es ratsam, darauf Rücksicht zu nehmen und zu differenzieren:

Tiere, die im Frühjahr verletzt oder krank gefunden wurden, sind nach völliger Genesung möglichst an den Fundort zurückzubringen, weil sie sich in ihrem Revier bestens auskennen und so keine Umgewöhnungszeit benötigen. Außerdem kann man davon ausgehen, daß dort das Nahrungsangebot ausreichend ist.


Handaufgezogene Igelsäuglinge oder Nestlinge, die noch nie mit der Natur Berührung hatten, sollten möglichst durch ein Freigehege auf die Natur vorbereitet werden. Das gilt für Tiere, die noch im Herbst ausgewildert werden können und ebenso für diejenigen, deren Auswildung wegen evtl. Wintereinbruchs auf das Frühjahr verschoben werden muß. Besteht aber eine solche Möglichkeit nicht, muß man einen "Igel"-geeigneten Garten finden ( Lebensweise - Igel im eigenen Garten) und das Tier bzw. den Wurf für einige Zeit mit Zusatzfutter versorgen.

Um eine erste Unterkunft anzubieten, baut man ein Häuschen aus Holz oder starker Pappe (gegen Feuchtigkeit schützen) und füllt es mit Heu und Stroh. Man kann aber auch das Hausnest in einen regensicheren größeren Kasten, unter einen Holzstoß, ein Gartenhaus oder eine Treppe stellen.

Das Futter bietet man ihm in einem "katzensicheren" Futterhaus an, d. h. einem Holz- oder Plastikkasten mit einem 10 * 10 cm großen Eingang. Der Kasten muß so lang bzw. groß sein, daß sich Katzen das Futter nicht mit der Pfote heranziehen können. Meist wird das Futterangebot von diesen jungen Tieren sehr gut angenommen. Nach ca. 2 - 3 Wochen sollte ein Igel dann soweit sein, sich selbst zu versorgen!


Jungtiere, die krank oder geschwächt aufgenommen wurden und den Winter in menschlicher Obhut verbrachten, sind in der Natur wieder in der Lage, sich mit Lebendfutter zu versorgen. Sie verlernen es nicht, brauchen aber einige Tage, um sich wieder daran zu gewöhnen. Man sollte sie deshalb erst mit einem Gewicht von ca. 800 g im Frühjahr auswildern, damit sie die anfängliche Gewichtsabnahme gut verkraften.

Für das Aussetzen ist der Fundort natürlich der geeigneste. Sollte dort aber Gefahr, z. B. durch stark befahrene Straßen drohen, wird man sich einen anderen neuen Lebensraum suchen müssen. Diesen findet man in einem Mischgelände (Buschgelände, evtl. Bauerhöfe, durchgrünte Siedlungsgebiete).

Man kann das Tier natürlich auch in einen Garten bringen und vorgehen wie im vorherigen Punkt beschrieben. Ob allerdings das Futter und die erste Bleibe angenommen werden, ist im Frühjahr nicht sicher; manche Tiere werden sich sofort verabschieden. Normalerweise ist am nächsten Morgen das Nest leer aber das Futter fort. Es ist unbedingt darauf zu achten, daß der Garten vom Igel verlassen werden kann, denn sein Lebensraum ist groß. Siehe Lebensweise


Hat ein Igel den Winter in Gefangenschaft verbracht, stellt sich im Frühling zweifelsohne die Frage:

Wann kann er ausgewildert werden?

Genügend Futter ist dann vorhanden, wenn Wildigel schon zu beobachten sind. Erfahrungsgemäß ist das der Fall, wenn die Blätter an Büschen oder Hecken wieder vorhanden sind. Dann ist der Boden soweit aufgewärmt, daß Käfer, Würmer oder Schnecken wieder unterwegs sind. Im Flachland ist dies meist ab Mitte/Ende April der Fall. Das Wetter sollte am Auswilderungstag trocken und frostfrei sein.

Igel

Tierbild