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 Igel  

Krankheiten und Verletzungen

Jedem Finder, der einen Igel unter ungewöhnlichen Umständen findet, stellt sich zu Anfang die Frage: ist das gefundene Tier verletzt, krank oder gesund? Um diese Frage in den ersten Stunden nach der Aufnahme in etwa beantworten zu können, versuche ich im folgenden die ersten Beobachtungsschwerpunkte aufzulisten.

Schon direkt nach dem Fund muß der Igel auf Verletzungen hin angesehen werden. Ist er noch so stark, daß er sich sofort einrollt, setzt man ihn auf eine Unterlage und versucht, ihn durch ständiges Streicheln über die Stacheln von vorn nach hinten (von der Rückenmitte aus) zum Aufrollen zu bewegen. Hat man dies geschafft, kann man die Hinterbeine leicht anheben und sich dabei den Igel genauer von allen Seiten ansehen. Klappt das nicht, stellt man dem Tier Futter hin und versucht ihn bei der Futteraufnahme zu begutachten. Bevor er sich wieder ausrollt, können gut 10 Minuten und auch mehr vergehen.

Verletzungen können am ganzen Körper vorkommen. Besonders häufig sind aber die Gliedmaßen betroffen. Ehe ein Igel mit einer Verletzung auffällig wird und wir ihn finden, sind meist schon einige Tage ins Land gegangen und die Wunden sind entzündet, vereitert und im Sommer können auch Maden darin sein. So können wir schon manchmal am Geruch des Tieres erkennen, daß eine Verletzung vorliegt. Diese Tiere gehören sofort in die Hände eines Tierarztes. Dieser wird entscheiden, ob oder wie dem Tier geholfen werden kann.

Sind keine ersichtlichen Verletzungen vorhanden, sollte man sich einen groben Gesundheits-Überblick über den gefunden Igel verschaffen. Dazu sieht man sich das Tier geduldig an und achtet auf folgende Punkte:

1. Ist der Igel abgemagert? Das kann man feststellen, wenn das Tier läuft oder steht. Zwischen Kopf und Körper sieht man eine Einbuchtung. Der Körper selbst ist wurstförmig und manchmal kann man sogar die Hüftknochen sehen. Bei einem normal gewichtigen Igel ist kein "Hals" vorhanden und er ähnelt der Form nach einer Birne oder Zitrone.
2. Sind die Augen des Igels schlitzförmig und/oder ist die Nase trocken oder rauh? Sind die Augen sehr klein und schlitzförmig, deutet dies auf eine Erkrankung hin. Auch eine rauhe, trockene Nase zeigt, daß der Igel nicht ganz gesund ist. Bei einem gesunden Igel sind die Augen rund und immer etwas hervorstehend. Die Nasenoberfläche ist feucht und bei starker Aufregung tropft sie wässrig.
3. Bewegt sich das Tier kaum, liegt es, bewegt sich kriechend oder unsicher und stellt bei Berührung nicht die Stacheln hoch oder rollt sich ein? Ein Tier, das sehr krank oder entkräftet ist, kann meist nicht mehr laufen und wenn, nur sehr unsicher und hochbeinig. Diese Tiere sind nicht mehr in der Lage, sich einzurollen. Auch das Hochstellen der Stacheln ist für sie fast unmöglich. Ein gesunder Igel läuft immer mit etwas gebeugten Beinen, aber durchaus flott. Die Beine kann man meist nur richtig sehen, wenn der Igel auf der Flucht ist. Bei Berührung stellt ein gesunder Igel immer zur Abwehr seine Stacheln hoch oder rollt sich sogar ein.
4. Nimmt der Igel kein Futter an? Wenn der Igel nach der Aufnahme (ca. zwei Stunden) zur Ruhe gekommen ist, sollte er in den nächsten Stunden Futter aufnehmen. Wird das Futter nur angeleckt oder zur Seite geschoben oder gar ignoriert, ist das ein Krankheitsanzeichen. Ein ausgewachsener Igel frißt ca. 80 g, ein etwa 250g schwerer Igel ca. 40 g.

  Sind die Punkte 1 bis 4 zutreffend,  ist schnellstmöglich ein Tierarzt aufzusuchen.

 Ist der Punkt 3 zutreffend,  ist ebenfalls sofort ein Tierarztbesuch notwendig.  

  Sind die Punkte 1 und 2 zutreffend,  das Tier aber munter und frißt, kann man den Tierarztbesuch auf den nächsten Tag verschieben, so dass sich das Tier erst einmal erholen kann. 

 Beim Vorliegen des Punktes 4   ist am nächsten Tag auch der Tierarztbesuch fällig, damit das Tier nicht schwächer wird.

Äußere Verletzungen sind in der Regel am einfachsten festzustellen, bei anderen Erkrankungen ist es weitaus schwieriger. Erschwerend hinzu kommt noch, daß wir bei einem Wildtier nie die Vorgeschichte kennen. Wichtig sind deshalb einmal die äußeren Umstände des Fundes (z. B. tagsüber herumlaufend aufgegriffen, was bei einem nachtaktiven Tier immer ein Warnzeichen ist) und die anschließende Beobachtung.

Auch wenn der Finder, wie im Kapitel "Pflege" empfohlen, in den ersten Tagen eine Tierarztpraxis aufsucht, kann es passieren, daß zur weiteren Beobachtung geraten wird, denn das Tier wird nur kurz angesehen und die momentanen Krankheitsanzeichen behandelt. Die folgenden Tips können dabei hilfreich sein, aber doch nur grobe Auskunft geben. Bei Unsicherheit ist deshalb ein sofortiger Arztbesuch wieder nötig.

Wie verhält sich ein gesunder IGEL?

  • regelmäßige Futteraufnahme, gute Gewichtszunahme (mehr als 5 g täglich)
  • der Kot ist plastisch geformt
  • ausgeglichenes Verhalten
    (verläßt regelmäßig das Nest zur Futteraufnahme, zur Darm- und Blasenentleerung und zur Bewegung; dabei benutzt er den ganzen Auslauf und rennt nicht nur ziellos im Kreis oder immer dieselbe Strecke )
  • vorsichtige Neugierde
    (das Tier zeigt Interesse an allen neuen Dingen in seiner gewohnten Umgebung und nimmt diese mit Mund und Nase wahr)
  • klare Augen
  • feuchte Nasenoberfläche
  • Reflexe alle vorhanden, z. B. Einrollen oder wegrennen bei unbekannten Vorkommnissen und Geräuschen

Was sind Krankheitsanzeichen bei einem IGEL?

  • nicht zufriedenstellende Futteraufnahme
  • Gewichtsabnahme oder nicht zufriedenstellende Gewichtszunahme trotz guter Futteraufnahme
  • Durchfall
  • eitriges oder zähes Nasensekret
  • starker Husten
  • röchelnde Atmung, Atemnot
  • Unruhe (hochbeiniges Laufen mit fast immer erhobenem Kopf)
  • Veränderungen auf der Haut (Entzündungen, Ödeme, starke Abschuppung mit Stachelausfall, kahle Stellen im Stachelkleid, dunkle verdickte Flecken oder Verkrustungen auf der Bauchseite und im Kopfbereich)
  • unsicheres Gehen, Einknicken, nachziehen eines Beines
  • meiden des Nestes als schützenden Platz

Häufig vorkommende Erkrankungen

  • Wurmbefall
  • Durchfall
  • Atemwegserkrankung
  • Augenentzündung
  • Hautentzündung
  • Lähmungserscheinung der Hinterbeine

Die tierärztliche Behandlung

Wird ein Igel erstmalig in einer Tierarztpraxis vorgestellt, gestaltet sich die Behandlung meist folgendermaßen:

  • Fragen nach dem Fundort und Zeitpunkt des Fundes
  • Frage nach dem Appetit des Tieres und bisherige Maßnahmen
  • Betrachtung des Igels: Ernährungszustand, Verhalten, Haut und Haarkleid, Kopf, Körper, Gliedmaßen, Kot (falls vorhanden)
  • wiegen
  • Bewegungsfähigkeit prüfen
  • Entfernung der Außenparasiten (Flöhe, Zecken)
  • Aufbaumaßnahme

Für eine oftmals nötige Entwurmung wird man wahrscheinlich gebeten, nochmals vorbeizukommen, sei es um eine eingeleitete Kotuntersuchung abzuwarten oder weil der Igel noch zu schwach ist. Handelt es sich bei dem vorgestellten Tier um einen sehr jungen Igel (z. B. die Zähne stoßen erst gerade durch), wird der Tierarzt vorerst auf eine Entwurmung verzichten, denn erst ca. 3 Wochen nach Aufnahme von Lebendnahrung sind erste prasitäre Stadien im Kot nachzuweisen und eine Entwurmung wirkungsvoll. Hat das Tier eine Erkrankung oder Verletzung werden mehrere Arztbesuche erforderlich sein.

Bei allen Behandlungen ist es nötig, dass Hand in Hand mit der medizinischen Therapie der Igel verantwortungsbewußt betreut wird, da sonst jede tierärztliche Hilfe zum Scheitern verurteilt ist. Das "Ziel" ist immer ein selbständig überlebensfähiges Tier.

Erkennt ein Tierarzt, daß dem Tier nicht mehr zu helfen ist, oder dass das Tier nach der Behandlung weiterhin auf menschliche Hilfe angewiesen sein wird und aus diesen Gründen zur Einschläferung rät, sollte nicht mehr versucht werden, weitere Maßnahmen zu ergreifen, damit dem Tier unnötiges Leid erspart bleibt.

Die ärztlichen Untersuchungen und Behandlungen bei einem Igel werden genauso abgerechnet wie bei jedem anderen Kleintier (außerhalb der festen Sprechstunden muß man noch mit Zuschlägen rechnen). Zweifelsohne gibt es aber auch Ausnahmen und der Tierarzt verlangt verhältnismäßig wenig für die Untersuchung. Ist die Behandlung aber besonders aufwendig (bakterielle Untersuchungen, Kotuntersuchungen, kleinere Eingriffe), wird die Rechnung immer höher sein. Über die Höhe der Kosten sollte man sich aufklären lassen, damit man vor Überraschungen sicher ist.

Tierärztliche Behandlungen können sehr unterschiedlich sein. Deshalb ist es sicherlich nicht falsch, wenn man sich zusätzlichen Rat von Igelfachleuten holt. Entsprechende Tel.-Nummern sind von den örtlichen Tierschutzvereinen zu erhalten. Es gibt auch Vereine, die sich ausschließlich mit dem Igel befassen (z.B. Pro Igel, Tel. 04321/31856). Diese Vereine können Ihnen ggf. ebenfalls Ansprechpartner für ihre Region angeben.

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Tierbild

Hauterkrankung bei einem Igel